I. Allgemeine
Richtlinien II. Vegane
Ernährung
III. Spezielle Themen
1) Mütter und Kinder
2) Kuhmilch und Gesundheit
3) Allgemeine Gesundheit
4) Vegane Ernährung als Therapie
IV. Nachwort
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I. Richtlinien für vegane Ernährung
der Vegan Society UK Die Vegan Society UK hat seit jeher Pionierarbeit
für gesunde, ethisch fundierte Ernährung geleistet und tut dies
auch heute noch. Sie plädiert dafür, einen sehr abwechslungsreichen
Speiseplan aus den folgenden Nahrungsmittelgruppen zusammenzustellen:
- Vollkorn und Getreideprodukte - z.B. Weizen, Hirse, Gerste,
Reis, Roggen, Hafer, Mais, Vollkornbrot und -nudeln
- Hülsenfrüchte und Produkte aus Hülsenfrüchten - z.B. Erbsen,
Bohnen, Linsen, Tofu
- Frisches Gemüse, inklusive grünes Blattgemüse und Salate
- Frisches und getrocknetes Obst
- Nüsse
- Samen - z.B. Sesam, Sonnenblumen- und Kürbiskerne
Gemüse sollte so schonend wie möglich zubereitet und der Sud (der
Mineralstoffe und Vitamine enthält) für Suppen und Soßen verwendet
werden. Salate und Rohkost sind besonders reichhaltige Vitamin-
und Mineralstoffquellen. Samen sind leichter verdaulich und daher
von höherem Nährwert, wenn sie zerstoßen oder gemahlen und als Brotaufstrich,
wie z.B. Tahini, gegessen werden. Dörrobst ist ein guter Lieferant
einiger Mineralstoffe. Da rein pflanzliche Kost reich an natürlichem
Zucker ist, sollte raffinierter Zucker nur äußerst sparsam verwendet
werden. Schwarze Melasse stellt eine hervorragende Kalzium- und
Eisenquelle dar.
Die Versorgung mit Vitamin B12 kann durch die Verwendung angereicherter
Nahrungsmittel, wie Hefeextrakt und Nährhefe, sichergestellt werden,
sowie durch einige Sojamilch Sorten, schmackhafte Lebensmittel aus
Sojaprotein, manche Margarine, gewisse Müslis und Fruchtsäfte. Vitamin
D wird ohne weiteres durch die Einwirkung des Tageslichts auf die
Haut gewonnen, besonders im Sommer und im Herbst.
Nach dem Abstillen sollten Eltern veganer Säuglinge diese mit energiereichen
Nahrungsmitteln füttern, also sowohl mit entsprechend zubereitetem
Getreide, Hülsenfrüchten und Dörrobst, als auch mit frischem Obst
und Gemüse. Allerdings können kalorienarme, ballaststoffreiche Nahrungsmittel,
wie Blattgemüse und Frischobst, einen kleinen Magen zu schnell füllen
und sollten zunächst eher sparsam gegeben werden. Salzarme Hefeextrakte
und angereicherte Sojamilch enthalten Vitamin B12 ebenso wie andere
wichtige Nährstoffe.
II. Vegane
Ernährung
Protein und Energie
Wie Studien an vegan lebenden Menschen weltweit bewiesen haben,
gewährleistet der ausreichende Protein- und Energiegehalt abwechslungsreicher
veganer Vollwertkost allen Altersgruppen beste Gesundheit. Die nationalen
und internationalen Richtwerte für die Eiweißaufnahme werden bei
veganer Ernährung ohne weiteres eingehalten. Die wichtigsten eiweißreichen
Nahrungsmittel - Hülsenfrüchte, Nüsse, Getreide, und Samen - sind
sehr energiereich, und ihre Verwendung stellt sicher, daß die erforderlichen
Mengen an Stickstoff und essentiellen Aminosäuren zur Verfügung
stehen. Auch Kartoffeln und andere Gemüsesorten liefern angemessene
Proteinmengen.
VeganerInnen nehmen die empfohlenen Mengen an Eiweiß und Energie
leicht auf, wohingegen AllesesserInnen häufig zuviel Protein zu
sich nehmen, was sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann.
Bei ganzheitlicher Betrachtung der Gesundheit wird deutlich, daß
tierliches Protein oft in Verbindung mit gesättigten Fettsäuren
auftritt, während Pflanzenprotein normalerweise zusammen mit Ballaststoffen
vorkommt.
Es ist nicht nötig, sich über die Kombination verschiedener Eiweißarten
in jeder Mahlzeit den Kopf zu zerbrechen. Ein abwechslungsreicher
veganer Speiseplan, der täglich aus zwei oder mehr Pflanzengruppen
zusammengestellt wird, liefert ausreichend Protein.
Ein wohldurchdachter veganer Speiseplan hält vegane Säuglinge und
Kinder bei guter Gesundheit und gewährleistet eine normale Entwicklung.
Nach der Entwöhnung müssen Säuglinge eine ausreichende Energiezufuhr
erhalten. Vegane Eltern können dies durch die Verwendung richtig
zubereiteter Hülsenfrüchte, Getreide, Nüsse, und Samen sowie durch
geringere Mengen magenfüllender, energieärmerer Obst- und Gemüsesorten
sicherstellen. Protein- oder Energiemangelerscheinungen treten bei
veganen Säuglingen ausgesprochen selten auf.
Kohlenhydrate
Weltweit empfehlen ErnährungsexpertInnen einen vermehrten Konsum
komplexer Kohlenhydrate aus Hülsenfrüchten, Vollkorngetreide, Obst
und Gemüse. Die VeganerInnen als Ernährungsgruppe erreichen mit
größter Wahrscheinlichkeit die empfohlene Zufuhr an Kohlenhydraten.
Es ist wissenschaftlich anerkannt, daß die Kohlenhydratzufuhr in
der Gesamtbevölkerung zu niedrig ausfällt.
Tierliche Lebensmittel, wie Fleisch, Milch und Eier, liefern keine
Ballaststoffe, und im Gegensatz zu durchschnittlichen AllesesserInnen
erreichen oder übertreffen VeganerInnen und VegetarierInnen die
empfohlene Ballaststoffzufuhr. Außerdem leiden sie weniger oft an
bestimmten chronischen Beschwerden, die mit ballaststoffarmer Ernährung
zusammenhängen.
Einige Untersuchungen ergaben, daß VeganerInnen mehr natürlichen
Zucker aus Früchten und Gemüse, vermutlich aber weniger zusätzlichen
raffinierten Zucker, konsumieren als AllesesserInnen. Raffinierter
Zucker ist die Hauptursache für Zahnkaries.
Fette
Zahlreiche ExpertInnengremien haben eine allgemeine Reduktion des
Fettverzehrs empfohlen. Nur vegane Ernährungsformen erfüllen die
aktuellen Richtlinien, nach denen Fett nicht mehr als 35% zur gesamten
Energieaufnahme bei Erwachsenen und Kindern beitragen sollte.
Gesättigte Fette mit an einer Erhöhung des Cholesterinspiegels im
Blut verantwortlich, einem Risikofaktor für Arteriosklerose und
Herzkrankheiten. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFAs) dagegen
bewirken das Gegenteil. Da die vegane Kost weder Fleisch noch Milchfette
enthält, ist sie arm an gesättigten Fettsäuren und reich an förderlichen
PUFAs. Im Vergleich zu anderen Ernährungruppen konsumieren VeganerInnen
erheblich größere Mengen der essentiellen PUFA Linolsäure und annähernd
identische Mengen der anderen essentiellen PUFA, alpha-Linolensäure.
Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), zwei nicht-essentielle
PUFAs, kommen in der veganen Ernährung nicht vor. Der menschliche
Körper kann alpha-Linolensäure in EPA und DHA umwandeln; dennoch
enthalten einige Körpergewebe vegan lebender Menschen weniger EPA
und DHA als die der anderen Ernährungsgruppen. Sollte dieser Unterschied
Auswirkungen haben, so sind diese nicht bekannt.
Auch die Muttermilch enthält bei Veganerinnen, Vegetarierinnen und
Allesesserinnen unterschiedliche Anteile verschiedener mehrfach
ungesättigter Fettsäuren, was sich bei Kleinkindern in einigen Körpergeweben
widerspiegelt. Bisher ist nicht bekannt, ob, und wenn ja, inwieweit
diese Abweichungen Wachstum und Entwicklung der Kleinkinder beeinflussen.
Vegane und omnivore Kost enthalten ähnliche Anteile einfach ungesättigter
Fettsäuren. Vegane Kost ist ausgesprochen cholesterinarm. Dennoch
schätzen einige Studien den Gehalt zu hoch ein, weil die zur Auswertung
der Ernährungstagebücher verwendeten Computerprogramme davon ausgehen,
daß Kuchen, Gebäck und vergleichbare Produkte unter der Verwendung
von Eiern und Milchprodukten hergestellt werden.
Das Blut von VeganerInnen zeigt niedrigere Cholesterin- und LDL-Cholesterinwerte
als das aller anderen Ernährungsgruppen; infolgedessen sind sie
weniger anfällig für koronare Herzkrankheiten. Bestimmte Krebsarten
treten im Verbund mit fettreicher Ernährung auf, in einigen Fällen
speziell mit tierlichen Fetten.
Vitamine
Eine abwechslungsreiche und ausgewogene vegane Ernährung enthält
alle für die Gesundheit notwendigen Vitamine. Für Vitamin B12 sind
die zuverlässigsten Quellen angereicherte Nahrungsmittel oder Ergänzungsmittel.
Da ein B12-Mangel besonders bei Säuglingen schwerwiegende Folgen
hat, sollten alle VeganerInnen für sich und ihre Kinder eine ausreichende
Zufuhr sicherstellen. Es wurden zwar einige Fälle von B12-Mangel
bei VeganerInnen beschrieben, aber diese sind Ausnahmen.
Durch Einwirkung des Sonnenlichts auf die Haut erhalten Erwachsene
und Kinder generell ausreichend Vitamin D. Darüber hinaus verwenden
viele VeganerInnen mit diesem Vitamin angereicherte Margarine und
Sojamilch. In den zwei literaturbekannten Fällen von Rachitis bei
veganen Säuglingen spielten auch andere Faktoren, wie ein schlechter
Ernährungsstatus der Mutter, dunkle Haut oder unzureichende "Belichtung"
der Haut eine Rolle. Es gibt keine gemeldeten Fälle von Vitamin-D-Mangel
bei hellhäutigen VeganerInnen, bei VegetarierInnen asiatischer Herkunft
kann dieses Problem allerdings auftreten.
Die vegane Kost enthält zwar mitunter weniger Riboflavin als die
omnivore Kost, die Riboflavinzufuhr der meisten VeganerInnen ist
aber höher als die offiziell empfohlene Mindestmenge. Bei wenigen
veganen Frauen und Kindern wurde ein unter dieser empfohlenen Menge
liegender Wert festgestellt, aber viele pflanzliche Nahrungsmittel
sind reich an diesem Vitamin. Eine weitgehend vollwertige Ernährung,
wie sie von der Veganen Gesellschaft befürwortet wird, liefert mit
größter Wahrscheinlichkeit ausreichende Mengen aller Vitamine.
VeganerInnen erreichen oder überbieten ohne weiteres die empfohlene
Zufuhrmenge der Vitamine A (als beta-Carotin), Thiamin, Vitamin
B6, Folsäure, Biotin, und der Vitamine C, E und K.
Mineralstoffe
Die vegane Ernährung liefert all jene Mineralstoffe, von denen bekannt
ist, daß der menschliche Körper sie benötigt. Vegane Kinder konsumieren
mitunter weniger Kalzium als die empfohlenen Richtwerte (viele omnivore
Kinder ebenso), und allen Eltern wird dringend geraten sicherzustellen,
daß die Ernährung ihrer Kinder kalziumreiche Nahrungsmittel enthält.
Es gibt keine Berichte über Kalziummangel bei vegan lebenden Menschen.
Das Fehlen von Fleisch und die etwas geringeren Anteile von Protein
in ihrer Ernährung tragen möglicherweise zur Verhütung eines Mangels
bei.
VeganerInnen nehmen viel Eisen mit der Nahrung auf. Dies wirkt,
zusammen mit dem hohen Vitamin-C-Gehalt, anscheinend dem die Eisenaufnahme
hemmenden Effekt von Ballaststoffen und Phytat entgegen. Die Forschungsergebnisse
zeigen, daß VeganerInnen ausreichend Eisen im Körper haben und selten
an Eisenmangel leiden.
Der geringere Natriumchloridgehalt veganer Kost trägt unter Umständen
zum Schutz vor Bluthochdruck und damit verknüpften Krankheiten bei.
Eine Studie läßt den Schluß zu, daß der Selenspiegel im Blutkreislauf
vegan lebender Menschen selbst bei unterdurchschnittlichem Konsum
normal ist. Der Zinkgehalt in veganer Kost ist ausreichend, und
bisher wurde kein Mangel bei VeganerInnen bekannt. Der Jodgehalt
kann bei veganer Ernährung zwar unter dem Durchschnitt liegen, aber
auch hier gibt es bisher keine Berichte über Mangelerscheinungen.
Weitere Forschungen zu Spurenelementen, besonders zu ihrem Vorkommen
in der veganen Kost, wären wünschenswert.
III. Spezielle Themen
1) Vegane Mütter und Kinder
Protein und Energie - Mit abwechslungsreicher
veganer Kost ernährte Säuglinge und Kinder erhalten ausreichend
Eiweiß und Energie, sind gesund und wachsen normal. Sie sind zwar
in der Regel leichter gebaut als omnivore Kinder, ihre Größe und
ihr Gewicht liegen aber im normalen Bereich. Bei der Entwöhnung
sollte veganen Eltern daran gelegen sein ihren Kindern eine ausreichende
Zufuhr von Nahrungsenergie zu gewährleisten. Sie erreichen das,
indem sie gekochte und zerdrückte Hülsenfrüchte und Getreide sowie
gemahlene Samen und Nüsse oder Aufstriche aus Nüssen und Samen anbieten.
Zerdrückte Bananen und Avocados besitzen ebenfalls einen ausreichend
hohen Energiegehalt. Diesen Hauptnahrungsmitteln können geringe
Mengen magenfüllender, energieärmerer Obst- und Gemüsesorten beigemengt
werden, sodaß der Magen der Kinder nicht gefüllt ist, bevor sie
genügend Kalorien aufgenommen haben. Die Tatsache, daß tausende
von Kindern bei bester Gesundheit mit veganer Kost großgezogen wurden,
zeigt, daß diese Richtlinien leicht zu befolgen sind.
Kohlenhydrate - Im Gegensatz
zu AllesesserInnen verzehren VeganerInnen die empfohlene Menge an
Kohlenhydraten. Nur wenige Studien haben sich speziell mit der Kohlenhydratzufuhr
bei veganen Kindern beschäftigt, aber es gibt eindeutige Hinweise
darauf, daß ihre Ernährung, ebenso wie die ihrer Eltern, reichlich
komplexe Kohlenhydrate enthält. Der Konsum von raffiniertem Zucker
ist höchstwahrscheinlich geringer, die Ballaststoffzufuhr dagegen
hoch.
Fette - Die Muttermilch veganer,
vegetarischer und omnivorer Frauen unterscheidet sich hinsichtlich
ihres Gehaltes an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Diese Unterschiede
manifestieren sich in den Geweben der Kinder. Man weiß noch nicht
genau, ob und welche Auswirkungen diese Abweichungen für Wachstum
und Entwicklung der Säuglinge haben. Einige PUFAs, wie beispielsweise
DHA, werden jedenfalls für die Entwicklung des Gehirns und des Sehsinnes
benötigt. Die bisherige Forschung zeigt, daß sich vegane Säuglinge
und Kinder normal entwickeln. Ihre Ernährung enthält tendenziell
weniger Fett als die omnivorer Kinder. Der Verzehr gesättigter Fettsäuren
fällt besonders gering aus, die Kinder nehmen jedoch mehr gesunde
mehrfach ungesättigte Fettsäuren auf.
Vitamine - Während der Schwangerschaft
oder der Stillzeit sollten Frauen für eine erhöhte Zufuhr an beta-Carotin,
Thiamin, Riboflavin, Niacin, Folsäure und den Vitaminen B12, C und
D sorgen. Beta-Carotin, Thiamin, Niacin, Folsäure und Vitamin C
sind in der veganen Kost reichlich enthalten und erfüllen in der
Regel die britischen Empfehlungen für Frauen.
Die Riboflavinaufnahme einiger veganer Frauen liegt unter dem empfohlenen
Mindestwert, obwohl die Muttermilch britischer Veganerinnen einen
ähnlichen Gehalt hat wie die omnivorer Frauen. Vegane Kost ist tendenziell
reich an Folsäure. Da dieses Vitamin aber eine wichtige Rolle für
die Vorbeugung von Geburtsschäden spielt, empfiehlt das britische
Gesundheitsministerium allen schwangeren Frauen und jenen, die schwanger
werden wollen, die Einnahme zusätzlicher Präparate.
Die Nahrungsquellen für Vitamin B12 sind zwar noch nicht vollständig
erforscht, gegenwärtig sieht es aber so aus, als ob pflanzliche
Nahrungsmittel von Natur aus nur wenig für den Körper nutzbares
aktives B12 liefern. Daher wird schwangeren und stillenden Frauen
die Verwendung angereicherter Nahrungsmittel oder die Einnahme von
Vitaminpräparaten empfohlen. Auch entwöhnte Säuglinge sollten auf
diese Weise mit Vitamin B12 versorgt werden.
Die meisten Menschen beziehen Vitamin D in ausreichender Menge aus
dem Sonnenlicht, das die Haut zur Produktion dieses Vitamins anregt,
aber auch hier wird schwangeren und stillenden Frauen, vor allem
im Winter, grundsätzlich geraten, einen Vitamin-D-Zusatz einzunehmen.
Da Vitamin D in pflanzlicher Kost von Natur aus nicht enthalten
ist (einige Nahrungsmittel werden allerdings damit angereichert),
ist diese Empfehlung für vegan lebende Menschen von Bedeutung.
Studien mit veganen Kindern lassen den Schluss zu, daß die Ernährung
der Kinder eine hohe Vitaminzufuhr gewährleistet. Die Vitamine sind
dabei entweder von Natur aus in der Nahrung enthalten, oder werden
von Zusatzpräparaten geliefert, wie bei Vitamin B12. Vitaminunterversorgung
kommt bei veganen Kindern ausgesprochen selten vor und beschränkt
sich auf die Vitamine B12 und D.
Mineralstoffe - Das britische
Gesundheitsministerium empfiehlt allen stillenden Müttern eine Erhöhung
der Zufuhrwerte von Kalzium, Phosphor, Magnesium, Zink, Kupfer und
Selen.
Der Kalziumkonsum vegan lebender Menschen liegt zwar tendeziell
etwas unter dem empfohlenen Optimum, aber fleischlose Ernährung
verbessert die Kalziumspeicherung im Körper. Bisher gibt es keine
Berichte über Kalziummangel bei erwachsenen VeganerInnen und nur
drei Fälle von brüchigen Knochen aufgrund von Kalziumunterversorgung
bei veganen Säuglingen. Viele pflanzliche Nahrungsmittel enthalten
Kalzium und sollten bei Frauen und ihren Kindern fester Bestandteil
der täglichen Ernährung sein.
Phosphor, Zink, Magnesium und Kupfer sind in der veganen Kost in
den empfohlenen oder sogar höheren Mengen enthalten. Ein Fall von
Zinkmangel bei einem Säugling wurde aus einer religiösen veganen
Kommune gemeldet, die aber eine für VeganerInnen atypische Nahrungszusammenstellung
hatte. Der Selengehalt der veganen Kost kann etwas geringer sein,
aber die Blutwerte untersuchter VeganerInnen waren normal. Die Jodzufuhr
kann bei VeganerInnen zwar unter dem empfohlenen Optimum liegen,
bisher wurde aber nur von einem Fall eines Jodmangels bei einem
veganen Säugling berichtet.
Von einigen ausgesprochen seltenen Ausnahmen abgesehen hat sich
herausgestellt, daß die vegane Ernährung Mineralstoffe in ausreichender
Menge liefert, um in Schwangerschaft und Stillzeit sowie im Säuglingsalter
und die ganze Kindheit hindurch die volle Gesundheit zu gewährleisten.
Allgemeine Gesundheit veganer
Mütter und Kinder - Wohldurchdachte vegane Ernährungsformen,
die eine breite Vielfalt pflanzlicher Nahrungsmittel bieten, decken
jeglichen Nährstoffbedarf schwangerer und stillender Frauen und
ihrer Kinder, vom Säuglingsalter bis in die Jugend. Bei einigen
veganen Kindern ist die Kalzium- und Vitaim-B12-Zufuhr etwas niedriger,
aber die Verwendung sehr abwechslungsreicher Kost in Verbindung
mit angereicherten Nahrungsmitteln wird eine gute Ernährung gewährleisten.
Von allen anderen Nährstoffen nehmen vegane Kinder ebensoviel wie,
oder sogar mehr als omnivore Kinder auf. Mehrere Studien haben belegt,
daß vegane Kinder gut gedeihen. Tausende gesunder Kinder wurden
bereits mit veganer Kost großgezogen und dürfen erwarten ein überdurchschnittlich
gesundes Erwachsenenleben vor sich zu haben.
Übersicht: Ernährung veganer
Kinder
- Führen Sie die zur Umstellung verwendeten Nahrungsmittel schrittweise
ein, während Sie gleichzeitig noch Muttermilch geben.
- Kinder brauchen viel Energie (Kalorien). Selbstgemachtes Müsli
sollte als dicker Brei gereicht werden, nicht jedoch in Form von
dünnem Haferschleim. Ein wenig pflanzliches Öl erhöht den Kaloriengehalt
des gekochten Getreidebreis und macht ihn schmackhafter, da er
beim Abkühlen nicht so klebrig wird.
- Verwenden Sie mehr Soja- oder Rapsöl und dafür weniger Sonnenblumen-,
Saflor- oder Maisöl. Soja- und Rapsöl können die Produktion von
Fettsäuren fördern, die für die Entwicklung des Hirns und der
Sehkraft sehr wichtig sind.
- Geben Sie Kleinkindern vor den Mahlzeiten nicht zu viel Flüssigkeit.
- Das Bestreichen von Brot mit Margarine (wenn möglich angereichert
mit den Vitaminen B12 und D2) oder mit Tahini oder feiner Erdnußbutter
erhöht den Energiegehalt des Brotes.
- Salzarmer Hefeextrakt ist ein ergiebiger Mineralstoff- und Vitaminlieferant.
- Gar gekochte und zerdrückte Hülsenfrüchte liefern Energie und
Eiweiß.
- Geben Sie dem Kind in jedem Fall mit Vitaim B12 angereicherte
Nahrungsmittel.
- Um die Eisen- und Kalziumzufuhr zu erhöhen verwenden Sie schwarze
Melasse.
- Mit kalziumhaltigem Salz (in der Regel Calciumsulphat - siehe
Etikett) zubereiteter Tofu enthält mehr Kalzium als Kuhmilch und
ist außerdem sehr eiweißreich. Grünes Blattgemüse (außer Spinat)
ist ebenfalls ein guter Kalziumlieferant.
- Sojamehl, Weizenkeime, Hirse, gemahlene Mandeln, Vollkornbrot,
getrocknete Feigen und getrocknete Marillen sind besonders gute
Eisenquellen. Getrocknete Früchte können in etwas Wasser eingeweicht
und gründlich zerdrückt oder verflüssigt werden, um einen dicken
Brei zu erhalten.
- Zur Verbesserung der Eisenaufnahme mischen Sie in jede Mahlzeit
Zitrusfrüchte, Kartoffeln, grünes Blattgemüse oder Tomaten.
- Stellen Sie sicher, daß Ihr Kind regelmäßig an der frischen
Luft ist (nicht voll bekleidet und nicht zur heißesten Tageszeit
in der direkten Sonne). Auf diese Weise gewährleisten Sie eine
ausreichende Vitamin-D-Zufuhr. Geben Sie im Winter angereicherte
Nahrungsmittel oder einen Vitamin-D2-Zusatz.
- Verwenden Sie Sojamilch, die mit Kalzium und den Vitaminen B12
und D2 angereichert wurde.
Übersicht: Die Gesundheit veganer
Kinder
- Die Körpergewebe veganer Säuglinge enthalten andere Fettanteile
als die omnivorer Säuglinge. Ihre Gesundheit und Entwicklung sind
normal. Im Hinblick auf die Frage, ob es bei den neuralen und
visuellen Funktionen geringfügige Unterschiede gibt, besteht allerdings
noch Forschungsbedarf.
- Einige vegane Kinder wachsen unter Umständen während der ersten
fünf Jahre langsamer. Der Grund hierfür könnte die geringere Energiemenge
sein, die die magenfüllende vegane Kost liefert, wenn der Magen
des Kindes noch klein ist. Aufholwachstum tritt gewöhnlich im
Alter von ca. 10 Jahren ein.
- Vegane Kinder sind normal groß und in der Regel überdurchschnittlich
schlank. Dies bleibt jedoch im normalen Rahmen.
- Die Energiezufuhr älterer veganer Kinder ist der omnivorer Kinder
vergleichbar.
- Die einzigen Nährstoffe, die die vegane Ernährung Kindern wahrscheinlich
in etwas geringerer Menge liefert, sind Kalzium und Vitamin B12.
- Nährstoffe wie Eisen, Carotin, Thiamin, Folsäure und die Vitamine
C und E sind in der veganen Kost in höheren Mengen enthalten als
in der omnivoren Kost.
2) Kuhmilch und Gesundheit
Kuhmilch ist ein häufiger, aber oftmals nicht erkannter Verursacher
von Allergien bei Säuglingen und Kindern. Die Symptome reichen von
Durchfall und Erbrechen bis hin zu Ekzemen, Asthma und chronischen
Schlafstörungen. Werden Säuglinge unter einem Jahr hauptsächlich
oder ausschließlich mit Kuhmilch ernährt, stellt sich unter Umständen
ein Eisenmangel ein. Der Grund dafür ist nicht nur der geringe Eisengehalt
von Kuhmilch, sondern auch, daß sie Eisenverluste durch gastrointestinale
Blutungen verursachen kann. Lactoseintoleranz ist bei Kindern eine
wichtige Ursache für häufig wiederkehrende Unterleibsschmerzen.
Kuhmilch und Kuhmilchprodukte liefern bei britischen AllesesserInnen
annähernd ein Drittel der Gesamtzufuhr gesättigter Fette, und eine
hohe Zufuhr dieser Nährstoffe ist ein Risikofaktor für Herzkrankheiten.
Einige Studien haben einen direkten Zusammenhang zwischen Kuhmilchkonsum
und Herzkrankheiten oder insulinabhängiger Diabetes belegt. Auch
andere gesundheitliche Probleme werden durch den Konsum von Kuhmilch
begünstigt.
3) Die allgemeine Gesundheit von VeganerInnen
Das Risiko für Herzkrankheiten liegt bei VeganerInnen wahrscheinlich
niedriger als bei FleischesserInnen oder sogar VegetarierInnen.
Der geringe Fettgehalt und das üppige Angebot an Ballaststoffen
in der veganen Kost bietet wahrscheinlich einigen Schutz gegen Gallensteine.
Übergewicht ist ein Risikofaktor für einige chronische Leiden. Studien
deuten daraufhin, daß der durchschnittliche Body Mass Index BMI
bei VeganerInnen unter den 25,6 Punkten der britischen Allgemeinbevölkerung
liegt. 41% der Frauen und 53% der Männer sind in der Allgemeinbevölkerung
fettleibig oder übergewichtig.
Bei VeganerInnen wurden die geringsten Konzentrationen des Bakteriums
Helicobacter im Magen gefunden. Helicobacter ist als Erreger von
Gastritis, Magengeschwüren und möglicherweise auch Megankrebs bekannt.
Bei VeganerInnen ist das Risiko für insulinunabhängige Diabetes
(Ausbruch im Erwachsenenalter) geringer, und sie leiden außerdem
seltener an Fettleibigkeit, koronaren Herzerkrankungen, Bluthochdruck
und einigen Arten von Krebs. Populationsstudien haben Belege dafür
geliefert, daß Brust-, Gebärmutter-, Bauchspeicheldrüsen-, Prostata-
und Dickdarmkrebs auf hohe Fettzufuhr zurückzuführen sind, und daß
Brust-, Gebärmutter- und Dickdarmkrebs speziell mit dem Verzehr
von Fleisch und tierlichen Fetten und Proteinen zusammenhängen.
Eine Studie zeigte, daß Veganismus in der Schwangerschaft das Risiko
für Präeklampsie (Verengung der Blutgefäße, geringerer Blutfluß
zur Plazenta und vorzeitige Entbindung) verringert. Eine Untersuchung
des Intelligenzquotienten von Kindern im Vorschulalter ergab den
höchsten Wert von 119 für die VeganerInnen. Die AutorInnen schlossen
daraus, daß die vegane Ernährung einen Entwicklungsvorsprung begünstige.
4) Vegane Ernährung als Therapie
Eine ganze Reihe von Studien haben gezeigt, daß vegane Ernährungsformen
auf verschiedene Erkrankungen einen positiven Einfluß ausüben können.
Hierzu gehören unter anderem rheumatoide Arthritis und Arteriosklerose.
Noch ist nicht ganz klar, welche Bestandteile einer veganen Ernährung
im einzelnen wirksam sind, aber die grundsätzlich erfreulichen Ergebnisse
der beschriebenen Pilotuntersuchungen werden hoffentlich zu weiterer
Forschung anregen.
IV. Nachwort
Der Veganismus ist zwar inzwischen durchaus anerkannt, wird mit
wachsender Verbreitung praktiziert und bietet zahlreiche ethische,
ökonomische, ökologische und gesundheitliche Vorteile. Seine wissenschaftliche
Erforschung steht jedoch noch ziemlich am Anfang. Mit gelegentlichen
Ausnahmen hinsichtlich Vitamin B12 gibt es keine Belege dafür, daß
sich bei VeganerInnen leichter irgend ein Nährstoffdefizit einstellt
als bei AllesesserInnen. Den ÄrztInnen bleibt es seit über 30 Jahren
ein Rätsel, daß sich so viele LangzeitveganerInnen ohne offensichtliche
B12-Quellen bester Gesundheit erfreuen. Produzieren Bakterien im
Dünndarm möglicherweise resorbierbares, aktives Vitamin B12? Die
Frage nach der in verschiedenen Nahrungsmitteln enthaltenen Menge
echten Vitamins B12 ist nicht weniger schwierig zu beantworten,
sondern immer komplizierter geworden und verlangt dringend nach
einer Antwort. Ist das Risiko an Osteoporose zu erkranken, bei älteren
VeganerInnen geringer als bei AllesesserInnen? Es wird inzwischen
als wahrscheinlich angenommen, daß vegane Ernährungsformen einen
Beitrag zum Schutz vor einer Reihe von Krankheiten leisten. Hierzu
gehören einige Krebsarten und höchstwahrscheinlich Herzkrankheiten.
Können auch andere Krankheiten durch die vegane Lebensweise vermieden
werden? Erkranken lebenslange VeganerInnen seltener an insulinabhängiger
Diabetes, Gastritis und Zwölffingerdarmgeschwüren?
Durch die Entdeckung, daß das Geburtsgewicht eines Säuglings ein
Indikator für das Risiko Jahrzehnte später ausbrechender Krankheiten
ist, wird deutlich, daß Studien mit veganen Kindern dringend vonnöten
sind. Wo liegt das durchschnittliche Geburtsgewicht veganer Säuglinge?
Vegane Muttermilch weist einen geringeren Gehalt der Fettsäure Docosahexaensäure
auf als gewöhnlich. Hat das irgendwelche Auswirkungen auf die Entwicklung
von Gehirn und Sehkraft veganer Säuglinge?
Hier erschließt sich uns ein weites Feld für weitere Forschungsarbeit.
Letzere wäre nicht nur der Veganen Gesellschaft willkommen, sondern
könnte auch für die Gesellschaft als Ganzes von Nutzen sein. In
jedem Fall wäre es sehr hilfreich, VeganerInnen und VegetarierInnen
als gesonderte Gruppen zu betrachten und zu untersuchen, anstatt
sie einfach in einen Topf zu werfen. Vegane Ernährungsformen unterscheiden
sich wesentlich von anderen vegetarischen Ernährungsformen und haben
daher wahrscheinlich auch spezifische Auswirkungen.
Viele der in diesem Buch behandelten Forschungsberichte haben sich
vor allem auf die Risiken einer Unterversorgung oder gelegentlich
auftretende Probleme konzentriert. Es ist klar, daß WissenschaftlerInnen
in erster Linie die Abweichungen von der Norm beleuchten, und daß
ErnährungsexpertInnen in solchen Fällen die Warnglocken läuten.
Wir sollten jedoch nicht vergessen, daß die Norm selbst nicht unbedingt
gesund ist, und ein in der Fachpresse beschriebener Fall von Unterversorgung
eine seltene Ausnahme darstellt.
Trotz der unvollständigen wissenschaftlichen Kenntnisse wird in
Anbetracht der weltweit vielen tausenden vegan lebenden Menschen
deutlich, daß abwechslungsreiche rein pflanzliche Kost nicht nur
Gesundheit und Wohlbefinden aufrechterhält, sondern auch zusätzlichen
gesundheitlichen Nutzen bringen kann. |